Leitlinien der OIV für die Verhinderung von Risiken und die Entwicklung standardisierter Methoden für freiwillige Alkoholtests und bewährter Praktiken auf Weinveranstaltungen für Verbraucher

Status: In Kraft

Leitlinien der OIV für die Verhinderung von Risiken und die Entwicklung standardisierter Methoden für freiwillige Alkoholtests und bewährter Praktiken auf Weinveranstaltungen für Verbraucher

RESOLUTION OIV-SECSAN 663-2021

LEITLINIEN DER OIV FÜR DIE VERHINDERUNG VON RISIKEN UND DIE ENTWICKLUNG STANDARDISIERTER METHODEN FÜR FREIWILLIGE ALKOHOLTESTS UND BEWÄHRTER PRAKTIKEN AUF WEINVERANSTALTUNGEN FÜR VERBRAUCHER 

DIE GENERALVERSAMMLUNG,

GESTÜTZT auf Artikel 2 Absatz 2 g) des Übereinkommens vom 3. April 2001 zur Gründung der Internationalen Organisation für Rebe und Wein in Bezug auf den Beitrag zum Gesundheitsschutz der Verbraucher und zur Lebensmittelsicherheit,

IN ANBETRACHT der im Strategieplan 2020-2024 der OIV vorgesehenen Maßnahmen,

IN DER ERWÄGUNG, dass Weinmessen, -veranstaltungen und -verkostungen eine weit verbreitete Praxis sind, um volljährigen, interessierten Weinkonsumenten Weine zu präsentieren,

Trotz der Vorsichtsmaßnahmen, die bei der Organisation der Verkostungen getroffen werden (kleine Verkostungsportionen, Bereitstellung von Wasser, Spucknäpfen und sogar Snacks und Speisen), kann von einigen Verbrauchern auf diesen Veranstaltungen eine beträchtliche Menge konsumiert werden,

IN DER ERWÄGUNG, dass alle zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Wein bereitgestellten Informationen fachkundig und ausgewogen sein müssen,

UNTER BERÜCKSICHTIGUNG der Arbeiten anderer internationaler Organisationen über die Auswirkungen des Konsums alkoholischer Getränke, insbesondere der globalen WHO-Strategie zur Verringerung der negativen gesundheitlichen und sozialen Folgen des Alkoholmissbrauchs,

BESCHLIESST auf Vorschlag der Kommission IV „Sicherheit und Gesundheit“, folgende Leitlinien der OIV für die Standardisierung von Methoden für freiwillige Alkoholtests auf Weinveranstaltungen für Verbraucher in Übereinstimmung mit nationalen Vorschriften und bewährten Verfahren zu verabschieden.

LEITLINIEN DER OIV FÜR DIE VERHINDERUNG VON RISIKEN UND DIE ENTWICKLUNG STANDARDISIERTER METHODEN FÜR FREIWILLIGE ALKOHOLTESTS UND BEWÄHRTER PRAKTIKEN AUF WEINVERANSTALTUNGEN FÜR VERBRAUCHER

Anwendungsgebiet

Ziel dieses Dokuments ist es, die Methoden zu standardisieren, die darauf abzielen, Verbrauchern, die an Weinveranstaltungen teilnehmen, Informationen bereitzustellen und freiwillige Alkoholtests als Teil eines Bildungsprozesses anzubieten, um einen moderaten und verantwortungsvollen Weinkonsum auf diesen Veranstaltungen zu fördern.

Die Unterstützung dieses Prozesses durch die OIV motiviert Veranstalter von Weinmessen für Verbraucher dazu, diese Tätigkeit als Teil ihrer sozialen Verantwortung zu integrieren. 

Weinwettbewerbe, die den OIV-Normen entsprechen, und Fachmessen fallen nicht unter diese Leitlinien.

Einleitung

Es werden zwei Maßnahmen vorzuschlagen:

  1. Festlegung standardisierter Methoden, die ein konsistentes Verfahren für die Durchführung freiwilliger Alkoholtests für Verbraucher, die an Weinveranstaltungen teilnehmen, ermöglichen,
  2. Schaffung eines Verfahrens zur Verbreitung relevanter Informationen über gesetzlich zulässige Höchstgrenzen der Blutalkoholkonzentration (BAK) im Straßenverkehr sowie Interventionen, um Verbraucher, die die Grenzwerte überschritten haben, vom Führen eines Fahrzeugs abzuhalten.

Vorgehensweise

Für die Festlegung standardisierter Methoden der Durchführung freiwilliger Alkoholtests bei Verbrauchern, die an Weinveranstaltungen teilnehmen, werden folgende Schritte als notwendig erachtet: 

A.         VERFAHREN ZUR ENTWICKLUNG STANDARDISIERTER METHODEN FÜR DIE DURCHFÜHRUNG FREIWILLIGER ALKOHOLTESTS 

I.         Entwicklung einer klaren, realistischen und kosteneffizienten Methodik für das Testverfahren:

  • Festlegung nach lokalen Vorschriften und Gepflogenheiten
  • in Absprache mit den örtlichen Behörden (z.B. Polizei und/oder Straßenverkehrssicherheitsbehörde), um Richtlinien festzulegen (einschließlich der Zeitverzögerung zwischen der letzten Verkostung und dem Test)
  • klarer Hinweis darauf, dass die Tests nur informationshalber durchgeführt werden und nicht rechtskräftig sind
  • durch geschultes Personal

II.  Festlegung eines Verfahrens für die Verbreitung relevanter Informationen wie: 

  • Gesetzliche BAK-Grenzwerte (Blutalkoholkonzentration) im Straßenverkehr,
  • Alternativen im öffentlichen Verkehr, Taxis usw.,
  • Informationen, um Verbraucher, die Alkohol getrunken und/oder die BAK-Grenzwerte überschritten haben, gemäß den nationalen Richtlinien der verschiedenen Länder vom Führen eines Fahrzeugs abzuhalten,
  • Informationen über nationale Präventionsprogramme und die gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums,
  • Informationen über Organisationen, bei denen Informationen und Beratung zum Thema Alkoholabhängigkeit und -missbrauch eingeholt werden können,  
  • Informationen über Wine in Moderation in Ländern, in denen das Programm Teil des nationalen Präventionsprogramms ist, kulturell relevante audiovisuelle Informationen, die auf Bildschirmen für Verbraucher projiziert werden, die auf die Durchführung eines Alkoholtests warten,
  • andere für das nationale oder lokale Umfeld relevante Informationen.

III.     Erstellen einer Checkliste der Materialien, die für ein Alkoholtestprogramm erforderlich sind, einschl.:

  • Kalibrierte Atemalkoholtester und Mundstücke,
  • sicherstellen, dass die verwendeten chemischen Alkoholtester sowie tragbare oder fest installierte elektronische Atemalkohol-Messgeräte einer Zertifizierungsnorm entsprechen, die die Konformität der Produkte gewährleistet [1]

B.         PERSONALAUSSTATTUNG UND SCHULUNG

Um eine angemessene Schulung und eine qualifizierte Aufsicht zu gewährleisten, sollten Leitlinien für die Schulung des Personals, den Personalbedarf und das Personalprofil erarbeitet werden: 

I.         Schulung:

Die Vorbereitung des Personals ist von entscheidender Bedeutung; die Schulung sollte sich auf wesentliche Aspekte konzentrieren:

  1. die richtige Anwendung der Alkoholtester und die Bedeutung einer genauen Aufzeichnung der Ergebnisse,
  2. die zwischen Weinkonsum und Alkoholtest einzuhaltende Zeitspanne,
  3. Ziele der nationalen Präventions- und Informationsprogramme einschließlich von Wine in Moderation in Ländern, in denen das Programm Teil des nationalen Präventionsprogramms ist,
  4. Informationen über die schädlichen Auswirkungen eines Alkoholkonsums, der über die nationalen Richtlinien hinausgeht, 
  5. verfügbare nationale Informationen für diejenigen, die in einem Umfeld arbeiten, in dem Alkohol konsumiert wird,
  6. wie Verbraucher vom Führen eines Fahrzeugs abgehalten werden können, wenn sie den gesetzlichen Grenzwert für die BAK überschritten haben und/oder Anzeichen einer Beeinträchtigung aufweisen.

C.         WEITERE ÜBERLEGUNGEN, DIE FÜR EINE GUTE PRAXIS RELEVANT SIND

  • Die Ratschläge der WHO für die Organisation von Massenveranstaltungen (WHO Public health for mass gatherings: key considerations), die sich mit Risiken jeglichen Ursprungs (einschließlich Covid-19) befassen, sollten von den Organisatoren bei der Planung einer Veranstaltung ebenfalls berücksichtigt werden.
  • Die Nachverfolgung der Ergebnisse anhand von Informationen über die Teilnehmer (BAK, Geschlecht, Alter) ist den Organisatoren des Testprogramms freigestellt. Alle Daten der Nachverfolgung sollten anonym sein. 
  • Eine genaue und durchgängige Nachverfolgung kann einen Hinweis auf die Relevanz der Testprogramme über die Zeit liefern. 
  • Organisatoren der Testprogramme können Partnerschaften mit lokalen Behörden und Verkehrsunternehmen (z.B. Taxi, öffentliche Unternehmen) eingehen, um alternative Verkehrsmittel bereitzustellen. 
  • Die Organisatoren weisen darauf hin, dass die Testergebnisse nicht rechtsverbindlich sind. Sie können aufgrund dieser Ergebnisse für rechtswidriges Verhalten der Verbraucher nicht verantwortlich gemacht werden, wenn die Informationen über die Testergebnisse an den Verbraucher/Nutzer weitergegeben wurden. 
  • Organisatoren der Testprogramme können sich um private Förderung durch Unternehmen bemühen, um die Durchführung des Programms zu finanzieren. 
  • Die Zusammenarbeit mit den Event-Veranstaltern ist von entscheidender Bedeutung, um die Tests als nutzbringend für die Veranstaltung hervorzuheben.

[1] z.B. müssen in der Europäischen Union tragbare oder fest installierte elektronische Alkoholtester für eine Zertifizierung den Normen EN 15964 oder EN 16280 entsprechen.