
Die OIV veranstaltete am 29. Mai ein Web-Seminar zum Thema „Erntemanagement in der Covid-19-Krise in der südlichen Hemisphäre - Was können wir daraus lernen?“
Fünf Experten aus Australien, Neuseeland, Südafrika, Chile und Argentinien erörterten die schwierige Situation, mit der sie sich in den vergangenen drei Monaten konfrontiert sahen:
- Tony Battaglene, Geschäftsführer, Australian Grape and Wine Incorporated
- Jeffrey Clarke, Geschäftsführer, Advocacy & General Counsel of New Zealand Winegrowers
- Yvette Van Der Merwe, Geschäftsführerin, South Africa Wine Industry Information and Systems (SAWIS)
- Aurelio Montes, Präsident, Wines of Chile
- Daniel Rada, Direktor, Argentine Wine Observatory / Professor an der International Economics, National University of Cuyo, Argentinien
Durch den Austausch ihrer Visionen und Erfahrungen lieferten die Referenten denjenigen wichtige Erkenntnisse, die in der nördlichen Hemisphäre in einigen Monaten mit der Lese beginnen.
Das von Antonio Graça (Portugal), Sekretär der OIV-Sachverständigengruppe „Nachhaltige Entwicklung und Klimawandel“ moderierte Webinar zählte 518 Teilnehmer aus 46 Ländern.
Wenn Sie das Webinar nicht live verfolgen konnten, haben Sie die Möglichkeit, es hier in voller Länge anzuschauen:
Wir haben für Sie die Kerngedanken in diesem Artikel zusammengefasst.
Effiziente Antworten der Regierung
In Neuseeland arbeitete der Weinsektor Hand in Hand mit der Regierung, die laut Jeffrey Clarke „sehr wirkungsvolle Antworten lieferte“, die zum Erfolg führten, da „die Regierung der Industrie vertraut hat". Die Weinlese und Weinbereitung abzuschließen und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Coronavirus unter strengen Lockdown-Bedingungen nicht übertragen wird, war laut Clarkes möglich, stellte jedoch eine große Herausforderung dar. Trotz des offensichtlichen Managementerfolgs waren „Rückgänge der Erntemengen zu beobachten, wo eine Handlese nicht möglich war, verbunden mit wesentlichen Kostensteigerungen und Zunahme von Stress.
In Australien war es wichtig, „eine einzige vertrauenswürdige Quelle zu haben, auf die man sich verlassen konnte“. Tony Battaglene erklärte, wie Australian Grape & Wine Incorporated zum Mediensprecher und Ansprechpartner der Regierung für Hilfsmaßnahmen wurde. „Ohne diese Maßnahmen wäre es nicht möglich, Schließungen zu verhindern und die Ernte zu Ende zu bringen", so der Referent.
Tony Battaglene teilte mit, dass die Mobilität der Arbeitskräfte, der Güterfluss und die Inputversorgung für den australischen Weinsektor während der Covid-19-Krise durch folgende Faktoren aufrechterhalten wurde:
- Pläne für das Risikomanagement
- Reinigungsprotokolle
- Hygiene und angemessene Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln
- Soziale Distanzierung und Schichtbetrieb
- Verwendung von Rückverfolgungsprotokollen
Tony Battaglene betonte auch die wichtige Rolle digitaler Werkzeuge, die virtuelle Verkostungen, virtuelle Weinveranstaltungen und Virtual-Reality-Programme für den Tourismus ermöglichen. Er äußerte sich jedoch besorgt über die Zukunft: „Die wahre wirtschaftliche Belastung wird noch zu spüren sein. Das Schlimmste steht vielen kleinen Unternehmen noch bevor, da wir in eine Rezession eintreten. Es wird lange dauern, bis für die Beschäftigung wieder das Niveau von vor der Covid-19-Krise erreicht und das Vertrauen von Unternehmern und Verbrauchern wiederhergestellt ist.
Lösungsfindungen durch Kreativität
In Südafrika wurde Wein vom Beginn der Pandemie bis zum 23. März nicht als Teil der Landwirtschaft betrachtet, was die Situation des Sektors im Land erschwerte. Diese Situation wurde durch das Verbot des Verkaufs von Alkohol auf dem südafrikanischen Markt noch verschärft.
Yvette Van Der Merwe teilte mit, dass Ernte- und Lagerungstätigkeiten am 26. März schließlich als wesentliches Mittel zur Verhinderung der Verschwendung von landwirtschaftlichen Primärgütern betrachtet wurden. Sie erklärte, dass angesichts der verschiedenen Reaktionen der Regierung in Bezug auf den lokalen Verbrauch und Ausfuhren einige Schlüsselelemente ermittelt wurden und nannte folgende Initiativen:
- Suche nach neuen, kreativen Möglichkeiten, um die Beziehung zum Kunden auszubauen
- Identifizierung von Chancen
- Online-Verkauf/Direktverkauf/E-Commerce
- Digitalisierung/Entwicklung und Anwendung von Technologien neue Partnerschaften
- verstärkte Zusammenarbeit - Kundenbeziehungen
- Antizipierung ist von entscheidender Bedeutung
Daniel Rada stellte dar, wie der argentinische Wein- und Weinbausektor der Covid-19-Krise begegnet ist und führte die Mittel an, die zur Durchführung des Prozesses eingesetzt wurden. Zu Beginn seines Beitrags warnte er die nördliche Hemisphäre eindringlich und wiederholte dabei das Wort „antizipieren“. Er hob folgende Maßnahmen hervor, die während der Krise ergriffen wurden:
- Digitale Werkzeuge und ihre Verwendung als Schlüsselelement für die Weiterführung von Aktivitäten
- Erhöhung der Nutzungsrate verfügbarer Technologien
- Bereitstellung von Informationen für alle Akteure der industriellen Wertschöpfungskette
- Darlehen der nationalen Regierung, die Kellereien helfen sollen, die Arbeitskosten zu tragen
- Aufrechterhaltung des Beschäftigungsniveaus
- Aus- und Weiterbildung
Aurelio Montes teilte mit, dass in Chile bereits im Februar zu Beginn der Krise weiße Trauben geerntet wurden. Im März, als man sich dem Ernst der Pandemie bewusst war, wurden die Arbeiten beschleunigt. Aus Angst vor den Maßnahmen, die die Behörden ergreifen könnten, hielt die Vereinigung „Wines of Chile“ mehrere Sitzungen mit den chilenischen Behörden ab, um die Bedeutung der Mobilität der Arbeitnehmer in der Erntezeit zu erklären. Dem Referenten zufolge war es von grundlegender Bedeutung, die Arbeiten in den Weinbergen nicht einzustellen. „Die Behörden waren sehr positiv eingestellt und erkannten, dass es zu erheblichen Auswirkungen kommen würde, wenn der Mobilität der Arbeitnehmer zu viele Hürden in den Weg gelegt würden. Also arbeiteten wir weiter, führten aber Maßnahmen zur Sicherheit unserer Leute durch, wie z.B. soziale Distanz, Masken, Handschuhe, Händewaschen, Verstärkung des Schichtbetriebs (meistens in Kellereien) ...“, erklärte Montes.
Deshalb verlief die Weinlese in Chile trotz der Bedrohung durch die Pandemie recht gut. „In der 3. Aprilwoche war die Lese beendet, bis dahin war die Kontamination in Chile sehr gering“, erklärte der Referent, der die chilenischen Arbeiter beglückwünschte: „Sie haben mit viel Verantwortung und Leidenschaft weitergearbeitet und keinen einzigen Tag gefehlt“.
Betrachtet man die Folgen der Krise, so handelt es sich für Aurelio Montes aufgrund des Umsatzrückgangs im Horeca-Sektor eher um ein wirtschaftliches Problem. „Die Online-Verkäufe halfen ein wenig bei dem niedrigen Umsatz im Horeca-Sektor (der 75 % unseres Gesamtumsatzes ausmacht). Aber zum Glück verbessert sich die Situation in der nördlichen Hemisphäre und China, ein wichtiger Markt für uns, öffnet sich“, betonte er abschließend.
KONKLUSIONEN
Resilienz, Planung und Transparenz sind entscheidend
„Werden Lehren, die aus vergangenen Krisen gezogen wurden, zur Bewältigung künftiger Krisen genutzt, wird man diese besser angehen können“. Der Moderator, Antonio Graça, betonte in seiner Schlussfolgerung die Bedeutung von Transparenz bei der Bewältigung der Covid-19-Krise, die der neuseeländische Referent Jeffrey Clarke angesprochen hatte. „Die Transparenz aller Prozesse, nicht nur während der Krise, sondern auch bei der Planung künftiger Krisen, gibt allen Akteuren und Interessengruppen in der Wertschöpfungskette Zuversicht“. In diesem Sinne erinnerte Graça auch an einen weiteren wichtigen Aspekt, auf den Yvette Van Der Merwe hingewiesen hatte: die Koordination. „In Verbindung mit einer soliden Planung ist die Koordination aller Akteure von wesentlicher Bedeutung und kann über Erfolg oder Misserfolg aller Bemühungen in diesem Bereich entscheiden“.
Digitaler Aufschwung
„Uns standen vorher viele digitale Werkzeuge zur Verfügung, aber wir hatten es nicht sehr eilig, diese zu nutzen. Nachdem diese Werkzeuge in der südlichen Hemisphäre aufgrund der Krise eingesetzt wurden, werden sie bleiben“. Der Moderator erklärte, dass es für die nördliche Hemisphäre wichtig sei, zu erkennen, dass wir manchmal über Optionen verfügen, die wir nicht nutzen. Nicht weil sie nicht gut oder ohne Wert sind, sondern einfach, weil wir gewohnt sind, Dinge so zu tun, wie wir sie schon immer getan haben und die Trägheit gegenüber Veränderungen immer vorhanden ist. „Konzertierte Anstrengungen zur Überwindung dieser Trägheit sind immer ein guter Weg, um gut durch eine Krise zu kommen“, bemerkte der Moderator abschließend.

Die Koordination mit Regierungen und lokalen Behörden ist unumgänglich
Die Koordination mit allen Akteuren des Sektors ist sehr wichtig. Klare Kommunikationsmechanismen und -instrumente sind notwendig, um zu vermitteln, dass der Weinsektor von wesentlicher Bedeutung ist und eine wichtige Rolle im Leben der ländlichen Gemeinschaften in Bezug auf Beschäftigung, Wirtschaftstätigkeit, Landschaften usw. spielt.
Die Koordination mit Regierungsbehörden ist erforderlich, um die Sicherheit und Aufrechterhaltung des Betriebs in der Krise zu gewährleisten, aber auch um finanzielle und organisatorische Unterstützung nach der Krise zu sichern, damit sich die Akteure von den Folgen der Krise erholen können.
Rolle der OIV
Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass die OIV über die Mittel verfügt, um beim Krisenmanagement eine wesentliche Rolle zu spielen. Erstens muss die Botschaft der wesentlichen Rolle des Weinbaus unterstützt werden und zweitens kann der Erfahrungs- und Informationsaustausch im Falle einer größeren Krise oder eines technologischen Wandels für Regierungen und Akteure des Sektors hilfreich sein, um sich besser an neue Bedingungen anzupassen.
Ohne Zweifel muss die OIV ein wichtiger Partner der Regierungen bleiben.

Weitere Podiumsteilnehmer der Veranstaltung, die von Jacques-Olivier Pesme, Direktor des Weinforschungszentrums der UBC, moderiert wurde, waren: Laura Catena (Geschäftsführerin, Bodega Catena Zapata, Catena Institute of Wine, Gründerin und Vorstandsmitglied), Linda Reiff (Präsidentin und CEO, Napa Valley Vintners Association) und Pierre-Louis Teissedre (Professor am Institut für Weinbauwissenschaften (ISVV) der Universität Bordeaux und Experte der OIV).
Der Generaldirektor der OIV unterstrich die Tatsache, dass wir nur „nur einen Weinplaneten“ haben, wie der Titel seines Beitrags lautete. Er warf die Frage auf, wie und warum wir uns um ihn kümmern sollten, so gut wir können. Wenn es nur einige Worte zu beachten gälte, wären es: Antizipation, Entwicklung, Erhaltung und Resilienz.
Die gegenwärtige Situation ist ein interessanter Wendepunkt, denn „jede Krise ist Teil einer Entwicklung, und wir müssen beobachten, wie sich andere Systeme entwickeln“, erklärte der Generaldirektor. Der Klimawandel wird zweifellos die größte Herausforderung darstellen. Nach Meinung des Generaldirektors muss von nun an „der wichtigste Beitrag darin bestehen, das Leben auf diesem Planteten zu erhalten“. In biologischer Hinsicht kann dies erreicht werden, indem man auf das Funktionieren ausgereifter Ökosysteme achtet, in denen die Energieverschwendung trotz der Komplexität der Ökosysteme minimiert wird. Durch diese grundlegende Idee, die vom Generaldirektor der OIV kürzlich ausgearbeitet wurde, wird die Art und Weise, wie Wirtschaftsmodelle neu erschaffen werden, hinterfragt. Um Prognosen für künftige Modelle zu erstellen, müssen wir andere Modelle anschauen und untersuchen, wie „wichtige Ökosysteme, die so komplex und vielfältig sind, energieeffizient sind".
Pau Roca zweifelt nicht daran, dass „die nächste Wirtschaft die menschliche Leistung nicht am Wachstum messen wird, sondern an der Erhaltung der Natur“. Der Weinsektor ist sich des Problems des Klimawandels bewusst und war in Bezug auf ein angemessenes Verhalten Vorreiter. Die enge Beobachtung der Anbaukulturen und die Verwendung historischer Register zeigen diese dauerhafte Beziehung.
Abschließend nannte der Generaldirektor zwei Stärken des Weinsektors. Erstens die effiziente Wertschöpfungskette, die für den Weinsektor spezifisch ist: die breite Preissegmentierung und die starke Verbindung mit dem Terroir und dem Ursprung sind in der Tat Vorteile für den Weinsektor. Zweitens die Vielzahl der Akteure, „da Vielfalt und Komplexität für die Gesamtleistung und die Resilienz ein wesentlicher Faktor sind“, so Pau Roca.
Für Pau Roca kann die Weinwirtschaft ein „Paradigma der Nachhaltigkeit sein“ und besitzt viele Elemente, um in einer zukünftigen Wirtschaft erfolgreich zu sein.


Als Ingenieur für Landtechnik, Wasser- und Forstwirtschaft machte Georges Dutruc-Rosset eine außergewöhnliche Karriere in der französischen Landwirtschaftsverwaltung.
Von 1967 bis 1972 war er Stellvertretender Direktor der Abteilung Land- und Forstwirtschaft der Départements Pas-de-Calais, Seine et Oise und Gard und Beauftragter für die Planung des Nationalparks der Cevennen. Danach leitete er zahlreiche Einrichtungen:
Generaldirektor der Société de la Mise en valeur de l’Auvergne et du Limousin (Gesellschaft für die Erschließung der Regionen Auvergne und Limousin, SOMIVAL) in Clermont-Ferrand (1972-1975),
Stellvertretender Direktor des Office National Interprofessionnel du Bétail et des Viandes (französischer Dachverband für Vieh- und Fleischwirtschaft, ONIBEV) (1976-1980),
Stellvertretender Direktor für Raumplanung im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft (1981-1986)
Leiter der Mission „Integrierte Mittelmeerprogramme (IMP)“ (1986-1987),
Leiter des Office National Interprofessionnel des Fruits, des Légumes et de l’Horticulture (Amt für Obst, Gemüse und Gartenbau, ONIFLHOR) (1987-1993),
Direktor des Office Interprofessionnel des Viandes, de l’Elevage et de l’Aviculture (Nationales Zentralamt für Fleisch, Tier- und Geflügelhaltung, OFIVAL) (1993-1995).
Als Direktor des Kabinetts des Ministers für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung, Philippe Vasseur (1995-1996), wurde er als Kandidat Frankreichs für die Nachfolge von Robert Tinlot als Generaldirektor der OIV vorgeschlagen.
Er wurde 1996 in Südafrika gewählt und übte sein Amt bis zur Wahl von Federico Castellucci im Jahr 2003 aus.
Georges Dutruc-Rosset konzentrierte sich hauptsächlich auf das Audit und die Reform der OIV; in seiner Amtszeit wurden das Übereinkommen vom 3. April 2001 zur Gründung der Organisation und die Geschäftsordnung der OIV ausgehandelt und unterzeichnet.
Als ehemaliger Kapitän, Offizier der Ehrenlegion und des nationalen Verdienstordens, Kommandeur des Ordens der Verdienste um die Landwirtschaft und Mitglied der französischen Landwirtschaftsakademie hegte Georges Dutruc-Rosset eine große Leidenschaft für die Jagd. Nach seinem Ausscheiden aus der OIV war er Kommissar der Domänen von Rambouillet und Marly-le-Roi.
Die OIV gedenkt ihres ehemaligen Direktors, der seine Fähigkeiten in den Dienst der Umstrukturierung der OIV gestellt hat, und spricht seiner Frau Yvonne und seinen Kindern ihr tief empfundenes Beileid aus.


Auf der Grundlage der Global Burden of Disease Study (GBD), einer umfassenden weltweiten epidemiologischen Beobachtungsstudie, die die Mortalität und Morbidität bei schweren Krankheiten, Verletzungen und gesundheitlichen Risikofaktoren beschreibt, hielt der Experte von Wine Information Council (WIC) einen Vortrag über die Bedeutung der kritischen Analyse wissenschaftlicher Publikationen und der Relativierung und Kontextualisierung der Ergebnisse.
Bei der Analyse des Alkoholkonsums ist es wichtig, die Ergebnisse im Zusammenhang mit der Ernährung und der Lebensweise zu betrachten. Genau genommen trinken wir keinen Alkohol, sondern wir trinken Bier, Wein, Spirituosen, und wir trinken nicht nur, sondern wir essen auch. Es gibt noch weitere Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen. Kurz gesagt, wir müssen den Kontext betrachten und nicht nur den Alkoholkonsum.
Es ist durchaus wichtig, Lebensstil-Faktoren zu berücksichtigen. So ist es z.B. von Bedeutung, ob man mäßig oder gelegentlich trinkt, ob man beim Essen oder außerhalb der Mahlzeiten trinkt. Auch die Art des Getränks, die Ernährung, Rauchen und die körperliche Aktivität sowie der sozioökonomische Status müssen bei der Betrachtung des Alkoholkonsums berücksichtigt werden.
In der Sitzung wurde die Bedeutung einer kritischen Analyse der wissenschaftlichen Publikationen breit diskutiert. Die Experten werden ein Dokument über die Bewertung der Vor- und Nachteile der verschiedenen epidemiologischen Modelle und ihre Grenzen für die Auswertung der Ergebnisse erstellen.
Die Sachverständigengruppe wird ebenfalls einen neuen Arbeitsschwerpunkt einführen, um festzustellen, ob es einen Unterschied zwischen der Wirkung von Alkohol und insbesondere von Wein auf den Konsum gibt, wenn dieser isoliert oder als Teil der Ernährung untersucht wird. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Forschungsentwicklung.
Es ist offenbar von Vorteil, Ernährungsgewohnheiten zu untersuchen, anstatt Nährstoffe oder Lebensmittel isoliert zu betrachten. Lebensmittel werden nicht getrennt verzehrt und ihre gesundheitlichen Wirkungen sind additiv oder sogar synergistisch.
Für weitere Informationen können Sie sich an Barbara Iasiello, Leiterin des Referats „Sicherheit und Gesundheit“ wenden: sanco@oiv.int


Angesichts der Pandemie, die alle betrifft, hat die OIV diese Sitzungen zum ersten Mal online abgehalten. Die aktuelle Gesundheitskrise hat unweigerlich einen bedeutenden Platz eingenommen.
Die Sachverständigengruppen „Wirtschaftsanalyse, Märkte und Konsum (ECOMAR)“ und „Statistik und Konjunktur (STATCO)“ wurden aufgefordert, einen Fragebogen zu den Auswirkungen der Krise zu beantworten. Die wichtigsten Weinbauländer (rund 15) haben den Fragebogen beantwortet, und die Ergebnisse wurden in den Sitzungen im Juni vorgestellt.
Nachfolgend sind die wichtigsten Ergebnisse des Fragebogens zusammengefasst, die von den OIV-Experten ermittelt und erörtert wurden. Eine Zusammenfassung der Konklusionen wurde von Françoise Brugière, stellvertretende Vorsitzende der Sachverständigengruppe ECOMAR, vorgelegt.

Der Krise ging ein schwieriger Kontext voraus
Die quantitative Untersuchung des internationalen Handels mit Wein in der ersten Hälfte des Jahres 2020 ist heikel. Die Gesundheitskrise folgte auf ein unruhiges Ende des Jahres 2019 in China und Hongkong und, speziell in Frankreich, auf die „Trump-Steuer“. Laut den Experten der OIV entstanden logistische Probleme durch die Umsetzung der Gesundheitsprotokolle in Häfen und Flughäfen, die Aussetzung von Passagierflügen, die vorrangige Unterstützung derjenigen, die medizinische Geräte mit sich führten, und die Bereitstellung lebensnotwendiger Güter. Dieser Sektor hat sich im Laufe der Wochen erholt. Dennoch wurde für den Welthandel mit Wein im Februar ein Rückgang des Handelswerts von 6,3 % und im März von 10,7 % (gegenüber Februar und März 2019) verzeichnet. Die chinesischen Einfuhren gingen in den ersten 4 Monaten des Jahres 2020 im Vergleich zu den letzten 4 Monaten des Jahres 2019 sowohl mengen- als auch wertmäßig um ein Viertel zurück. In Brasilien, der Schweiz, Frankreich (über 4 Monate), im Vereinigten Königreich, in Deutschland und Russland (bekannt über 3 Monate) sanken die Einfuhren, während die Einfuhren in den USA, Kanada, Irland (wertmäßig) sowie in Spanien und der Tschechischen Republik (mengenmäßig) stiegen. Die Preisentwicklung ist in allen Ländern deutlich rückläufig.
Allgemeine Auswirkungen und Maßnahmen
In allen Ländern führten die Einstellung des Tourismus und die Schließung von Bars und Restaurants zu einem starken Rückgang der Verkaufsstellen. Die Verlagerung auf Inlandsverkäufe erfolgte nur teilweise und betraf vor allem preiswertere Erzeugnisse, insbesondere mit der Entwicklung des Verkaufs von Bag-in-Box-Weinen.
Alle B2B-Marketingaktionen und insbesondere die großen internationalen Messen und Weinfeste wurden abgesagt. Auch die Veranstaltung von Wettbewerben und Verkostungen wurde unterbrochen. Gegenwärtig werden digitale Versionen dieser Veranstaltungen ausprobiert, aber das Feedback ist eher vage.
In allen Ländern wurden für alle Sektoren mehr oder weniger großzügige Beschäftigungsbeihilfen durch Maßnahmen zur Verbesserung des Cash-Flows der Unternehmen eingeführt. Unternehmen aller Größenordnungen, vom Fachhandel bis hin zu Winzern und Kellereigenossenschaften, haben E-Commerce-Lösungen mit Liefer- oder „Click & Collect“-Optionen entwickelt, die eher dazu dienen, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben, als bedeutende Einnahmen zu erzielen.
Beeinträchtigung der Ernte in der südlichen Hemisphäre
Vollkommen überrascht mussten die Länder der südlichen Hemisphäre dringend handeln, um die Ernte abzuschließen. Sie sahen sich mit Schwierigkeiten in Bezug auf die Freisetzung von Arbeitskräften, die Umsetzung der Hygienevorschriften für Mitarbeiter in Weinbergen und Kellereien (Bereitstellung von persönlichen Schutzausrüstungen, hydroalkoholischem Gel und Masken, Schichtwechsel ohne persönlichen Kontakt usw.) konfrontiert.
Insbesondere die südafrikanische Weinindustrie sah sich mit dem vollständigen Verbot des Verkaufs von Alkohol auf dem heimischen Markt konfrontiert, und mehrere Wochen wurden auch die Weinausfuhren eingestellt. Nach Verhandlungen waren die Fortsetzung der Weinlese, der Transport und die Ausfuhren von Weinen wieder erlaubt.
Bedenken im Hinblick auf derzeitige und künftige Herausforderungen
Wirtschaftlich gesehen werden die in den Wochen des Lockdowns angehäuften Lagerbestände, insbesondere bei hochwertigen Erzeugnissen, kurzfristig zu einem Preisrückgang beitragen. Die bevorstehende Ernte in der nördlichen Hemisphäre könnte diese Situation noch verschlimmern. Mittelfristig werden in allen Ländern die Konkurse vieler Tourismus- und Einzelhandelsunternehmen, die aufgrund des Nachfrageschocks zu erwarten sind, unmittelbare Folgen für die Lieferanten haben. Die bevorstehende Wirtschafts- und möglicherweise Finanzkrise wird wahrscheinlich Auswirkungen auf den Freizeitsektor haben, da das Budget der meisten Haushalte auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse ausgerichtet ist.
Psychologisch gesehen könnten die Gesundheitskrise, der mehrwöchige Lockdown, von dem die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen war, und das anhaltende Seuchenrisiko den Wert des Austauschs und der Geselligkeit, der die Entwicklung des Weinkonsums in der Welt vorantreibt, dauerhaft gefährden.
Wenn diese Krise in das kollektive Unbewusste fällt, dass man allein sein muss, um sicher zu sein, dass eine Gruppe von mehr als 10 Personen ein epidemisches Cluster ist, ist die Erholung des qualitativen Weinkonsums gefährdet.
Künftige Arbeiten
In Übereinstimmung mit dem Strategieplan der OIV werden sich die beiden Sachverständigengruppen mit verschiedenen Untersuchungsschwerpunkten ihres Zuständigkeitsbereichs befassen und in den kommenden Wochen folgende Themen in Form von Telearbeit behandeln:
- Entwicklung des weltweiten Weinbestands
- Veränderungen des Konsumverhaltens (Vertriebskanäle, Konsummöglichkeiten, Qualitätszeichen, Preise usw.)
- Entwicklung des Weintourismus und Überwachung des Gaststätten- und Tourismussektors im Allgemeinen
- Austausch über die Instrumente des Krisenmanagements
- Digitalisierung des Weinbausektors (Marketing, Handel, e-Zertifikate usw.)
* Die Frühjahrssitzungen der OIV bieten ihren Sachverständigengruppen Gelegenheit zur Zusammenkunft. Die Sachverständigengruppen sind für die Untersuchung wissenschaftlicher und technischer Fragen im Rahmen des Strategieplans der OIV zuständig und sind abhängig von der von ihnen bearbeiteten Thematik einer Kommission angegliedert. Siehe Organigramm des wissenschaftlich-technischen Ausschusses der OIV

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